Klein Report

Mittwoch, 22.01.2020

TV / Radio

«Pointen schreiben ist ein Handwerk, und ein Schreiner vergisst ja unter Zeitdruck auch nicht, wie er seine Säge bedient…» (© Regula Müdespacher)

Witze auf Knopfdruck sind sein Beruf: Domenico Blass sorgt seit über dreissig Jahren für die Lacher in zahlreichen Comedy-Shows, er schreibt aber auch Drehbücher wie zuletzt den fiktionalen Teil zu «Dynastie Knie – 100 Jahre National Circus» sowie Stücke für die Theaterbühne.

Im Interview mit dem Klein Report gibt Blass Einblick in seine Arbeit als «hochdisziplinierte Schreib-Maschine» und sagt, weshalb es ihn nicht stört, dass er nicht selber auf der grossen Bühne steht.

War 2019 ein humorvolles Jahr für Sie?
Domenico Blass: «Jedes Jahr ist ein humorvolles Jahr, wenn es einem gelingt, auch ernsteren Momenten ihre komische Seite abzugewinnen. Deshalb: Ja, zum Glück!»

Woran arbeiten Sie zurzeit, was haben Sie für 2020 in der Pipeline?
Blass: «Im Sommer kommt das Musical ‚Io senza te‘ auf die Thuner Seebühne. Regisseur Stefan Huber und ich sind damit beschäftigt, unser Buch für den Open-Air-Auftritt am Thunersee umzuschreiben.»

Seit über dreissig Jahren schreiben Sie Drehbücher, Pointen für Comedy-Shows und Theatertexte. Wie sind Sie auf den Geschmack gekommen?
Blass: «Im Keller meiner Eltern habe ich als Primarschüler mit zwei Freunden Sketches aus der ‚Muppet Show‘ mit selbstgebastelten Puppen nachgespielt. Seither mache ich eigentlich nichts anderes. Einfach ein bisschen professioneller. Und mit eigenen Ideen.»

Was ist für Sie eigentlich wichtiger: Schreiben oder Lachen?
Blass: «Ich kann zum Glück beides verbinden: Ich lache beim Schreiben, weil ich lustig finde, was mir einfällt. Wenn dies auch andere zum Lachen bringt, ist das natürlich noch schöner.»

Sie coachen Kabarettisten und haben beispielsweise während neun Jahren Pointen für «Giacobbo/Müller» geschrieben. Was tun Sie, wenn die Deadline näher rückt und der Humor Sie über der Tastatur verlässt?
Blass
: «Der Humor verlässt mich in solchen Momenten zum Glück nicht. Pointen schreiben ist ein Handwerk, und ein Schreiner vergisst ja unter Zeitdruck auch nicht, wie er seine Säge bedient. Aber es ist natürlich nicht immer gleich gut, was ich als Handwerker herstelle.»

«Ich bin eine hochdisziplinierte Schreib-Maschine», sagten Sie einmal von sich. Das tönt nach Inspiration auf Knopfdruck. Wie geht das?
Blass: «Wie bei jedem Handwerk gibt es auch für uns Humorschaffende Instrumente, zu denen wir greifen können. Und wenn man mit dem einen Instrument nicht weiterkommt, nimmt man einfach ein anderes zur Hand.»

Als Ghostwriter treten Sie selber nicht ins Rampenlicht. Hadern Sie nie damit, dass andere den Applaus abräumen für Pointen, über denen Sie sich den Kopf zerbrochen haben?
Blass: «Nein, das ist mein Beruf. Ich liebe es, im Publikum zu sitzen, das im besten Fall über das lacht, was ich geschrieben habe. Und weil mich keiner kennt, kann ich ungeniert über meine eigenen Witze lachen.»

Hass grassiert im Web und im politischen Diskurs. Ist Komik ein Gegengift?
Blass: «Humor ist nicht gerade ein Gegengift – aber Humor hilft meistens, die Wirkung von Gift zu lindern. Bösartig eingesetzt, wirkt allerdings auch Humor als Gift.»

Wo hört der Humor für Sie auf?
Blass: «Wenn er das Spielerische verliert und sich gegen Opfer richtet statt gegen Täter.»

Lebt man eigentlich glücklicher als Humor-Experte?
Domenico Blass: «Ich finde schon. Deshalb habe ich den Humor zu meinem Beruf gemacht.»